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Ein kleines Weihnachtsmärchen.jpg

Die 6-Jährige lief aufgeregt durch den Laden. Sie liebte es, am Samstag mit ihrem Vater einkaufen zu fahren. Mama kaufte immer nur das Nötigste ein und huschte so schnell wie möglich durch den Supermarkt. Aber Papa fuhr mit ihr in den großen Markt, in dem es sogar Spielsachen und Klamotten gab. Jedes Mal schoben sie einen gefüllten Einkaufswagen an die Kasse. Er kaufte ganz viele tolle Sachen und sie durfte sich immer etwas aussuchen.
Dieser Samstag war ganz besonders, denn die Weihnachtszeit hatte begonnen. Überall bunte Lichter und es gab so viele wundervolle Sachen!
Sie ging durch ihren Lieblingsgang der Spielzeugabteilung, als sie auf einmal in die süßesten Knopfaugen schaute, die sie jemals gesehen hatte. Sie liebte Kuscheltiere und dieser Hund war so, so süß. Sie streichelte über den Kopf des Stofftiers. Wie weich!
»Na hast du was schönes entdeckt?«, fragte ihr Papa und tauchte hinter ihr auf.

Sie nickte eifrig und ihre blonden Locken fielen ihr ins Gesicht. »Guck mal, ist das nicht ein süßes Hundemädchen?«

»So so, ein Hundemädchen?«

Wieder nickte sie. »Ja, das ist ein Mädchen. Ganz klar. Und sie sucht ein neues Zuhause. Können wir sie mitnehmen?«
Ihr Papa schaute auf das Preisschild und sie hibbelte von einem Bein auf das andere. Hoffentlich sagte er ja.
Doch er seufzte. »Das geht leider nicht, sie ist ganz schön teuer.« Er strich ihr über den Kopf. »Komm, wir gehen in die Süßigkeitenabteilung, du darfst dir noch etwas aussuchen.«
Die ließ die unwillkürlich angehaltene Luft entweichen und strich dem Hundemädchen ein letztes Mal über den weichen Kopf. »Ich hoffe du findest ein schönes Zuhause. Mach’s gut.«
Sie schluckte die aufsteigenden Tränen herunter und ließ das Stofftier zurück.

Nikolaustag! Was wohl in ihrem Stiefel auf sie wartete? Sie hatte extra den Größten, den sie finden konnte vor ihr Zimmer gestellt. Letztes Jahr hatte eine Videokassette in ihrem Stiefel gesteckt. Vielleicht gab es ja wieder eine Videokassette? Sie musste direkt nachschauen gehen. Eilig warf sie ihre Decke zurück und sprang aus dem Bett.
Als sie ihre Zimmertür öffnete, quietsche sie. Das Hundemädchen, mit den süßen Knopfaugen steckte da drin! Sie freute sich so sehr, dass sie zu ihrem Stiefel hüpfe, das Stofftier herausnahm und es fest in die Arme schloss.
Ihr Gequietsche hatte anscheinend ihre Eltern aufgeschreckt. Zumindest standen sie auf einmal neben ihr. Natürlich wusste sie, dass das Hundemädchen von ihnen war. An den Nikolaus hatte sie nie geglaubt. Ihr älterer Bruder hatte ihr schon vor zwei Jahren gesagt, dass die ganzen Geschenke von ihren Eltern kamen.
Sie strahlte ganz besonders ihren Papa an, immerhin musste er das Stofftier nach ihrem Einkauf gekauft haben. »Danke, danke, danke. Das ist das beste Geschenk, dass ich jemals bekommen habe.«
Er lächelte sie liebevoll an. »Und hast du schon einen Namen für sie?«
Sie nickte eifrig. »Ich werde sie Susi nennen. Wie bei Susi und Strolch.«

Mittlerweile ist das Mädchen Erwachsen und ihr Vater hat sie vor ein paar Jahren für immer verlassen. Das Loch, das er hinterließ, begleitet sie seitdem jeden Tag. An einigen Tagen ist es präsenter als an anderen. Doch es ist stets da.
Von ihren Kuscheltieren hat sie sich im Laufe der Zeit verabschiedet, nur Susi ist weiterhin treu an ihrer Seite und zaubert ihr jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht und erinnert sie an ihr eigenes kleines Weihnachtsmärchen.

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